Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew bei ihrer BegrüßungsredeNicole Cronauge
Mülheim an der Ruhr - Möglichst vielen Menschen in NRW zu ermöglichen, sich souverän im Internet zu bewegen und die Chancen der Digitalisierung für ihr Leben zu nutzen, ist nach den Worten von NRW-Staatssekretär Nathanael Liminski ein drängendes Ziel der Landespolitik. Angesichts der ernüchternd kleinen Zahl in Armut lebender Menschen, die bislang von Digitalkonzepten erreicht worden seien, warnt Liminski davor, soziale Unterschiede aufgrund fehlender Medienkompetenz zu zementieren. Gerade das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Deutschlands sei hier sozial "leicht entflammbar".
Beim Ruhrgebietstag, den die NRW-Caritas am Freitag, 31. August, in der katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim an der Ruhr ausgerichtet hat, wies Liminski der Caritas eine besondere Kompetenz zu, bei den unüberschaubaren Veränderungen, die die Digitalisierung der Gesellschaft mit sich bringe, die Menschen im Blick zu behalten. Die Essener Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew forderte explizit einen Digital-Pakt für die Sozialwirtschaft im Ruhrgebiet, um neben der produzierenden Wirtschaft auch in Kitas, Altenheimen, in den Stadtteilen und bei der Arbeit mit bildungsfernen Familien digitale Teilhabe zu fördern.
Nathanael Liminski bei seinem GrußwortNicole Cronauge
Auf dem Podium des Caritas-Ruhrgebietstages nannte Essens Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck als Beitrag der Kirche neben der Caritasarbeit auch kirchliche Schulen als wichtige Orte, die man mit vereinten Kräften "durchdigitalisieren" müsse, um Schülern aus schwierigen Verhältnissen Lebenschancen zu ermöglichen. Darüber hinaus müsse man die ethischen Fragen rund um die Digitalisierung, ihre Chancen und Grenzen im Blick behalten, sagte Overbeck.
Neben den jungen Menschen auch arbeitslose Erwachsene digital weiterzubilden und so für den Arbeitsmarkt fit zu machen, bezeichnete Staatssekretär Liminski als besonders herausfordernde Aufgabe. Deshalb, so Liminski, konzentriere sich die Förderung der Landespolitik derzeit vor allem auf Langzeitarbeitslose, die sonst trotz boomender Wirtschaft auf der Strecke bleiben würden. Den Kommunen reicht diese Förderung allerdings nicht. Laut Astrid Neese, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Duisburg, sind für die rund 10.000 Bürger der Stadt, die seit mindestens sieben Jahren arbeitslos sind, im kommenden Jahr 550 statt bislang 400 Förderplätze vorgesehen: "Das dürfte mehr sein.".
Der Sozialwissenschaftler Prof. Stefan Sell aus Koblenz nannte dafür eine Lösung: "Ich würde heute nur noch Förderungen aufsetzen, in denen Beschäftigung mit digitaler Qualifizierung fest verbunden ist." Das Ruhrgebiet, das zum Ende von Kohle und Stahl mitten im Veränderungsprozess stehe, nannte Sell "ein wunderbares Experimentierfeld für neue Formen der Beschäftigungsförderung".
Podiumsdiskussion beim Ruhrgebietstag: Josef Lüttig (Diözesan-Caritasverband Paderborn), Astrid Neese (Agentur für Arbeit in Duisburg), Torsten Withake (Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf), Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Bistum Essen), Nathanael Liminski (Staatskanzlei NRW) und Moderatorin Melanie Wielens (von links)Nicole Cronauge