Das Ambulant Betreute Wohnen für psychisch/psychiatrisch erkrankte Menschen im Landkreis Kelheim entwickelte sich aus dem Sozialpsychiatrischen Dienst heraus und begann im Jahr 1997 mit einer Therapeutischen Wohngemeinschaft für vier Personen, die direkt in der Stadtmitte ihre neue, vorübergehende Heimat fanden.
Der Bedarf und die Nachfrage waren groß, ebenso wie der Wunsch von Betroffenen zu Hause Wohnen zu können und dort die Unterstützung zu erhalten, die sie brauchten. Das entsprach auch dem Gedanken der Sozialpsychiatrie. Menschen können Zuhause wohnen und erhalten die notwendige Unterstützung in ihrem Leben.
Im Herbst 1999 konnten wir unser Angebot entsprechend der hohen Nachfrage erweitern. Menschen mit einer psychiatrischen Diagnose und erhöhtem Hilfebedarf konnten nun auf Antrag beim überörtlichen Sozialhilfeträger fachliche Unterstützung in Anspruch nehmen.
Mit Michaela Berr fanden wir eine Fachkraft, die sich darauf freute, Betroffenen die Hilfe zuteilwerden zu lassen, die diese dringend brauchten.
Die Hilfestellungen können sehr unterschiedlich sein und werden in Form eines Sozialberichtes im Vorfeld erarbeitet. Häufig handelt es sich um Unterstützungsleistungen im Umgang mit der Erkrankung. Doch vorrangig ist stets die Sicherung der sozialen Faktoren wie z. B. Erhalt der Wohnung, Existenzsicherung, Prüfung der Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen oder den Arbeitsplatz zu sichern.
Viele Betroffene leiden sehr unter ihren bestehenden Einschränkungen: Krankheitsbedingte und auch finanzielle Sorgen und das Gefühl von der Gesellschaft ausgegrenzt zu sein, nicht gesehen und verstanden zu werden. Mangelnde soziale Kontakte führen zu noch mehr Rückzug und verstärken das Krankheitsbild. Stigmatisierung verletzt und fördert die Fehlentwicklungen.
Hier setzt die Hilfe der Fachkräfte an. Schritt für Schritt werden Betroffene unterstützt wieder am Leben teilzuhaben und zunehmend in die Selbstbestimmung zu gehen. Mit Hilfe eines strukturierten Instrumentes werden sowohl die krankheitsbedingten Folgen als auch die persönlichen Fähigkeiten herausgearbeitet. Dann werden realistische Ziele erarbeitet, die mit Hilfe der Fachkraft nach und nach umgesetzt werden.
Das Ziel im Ambulant Betreuten Wohnen ist stets, dass die Betroffenen ohne Unterstützung ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Nicht immer ist das möglich. Vor allem bei schwer chronisch erkrankten Menschen steht die Stabilisierung im Vordergrund in Kombination mit der Verbesserung der Lebensqualität und dem Verhindern einer Verschlechterung des Krankheitsbildes.
Dass der Bedarf hoch ist, hat sich in den 25 Jahren Betreutes Einzelwohnen gezeigt. Inzwischen betreuen wir in der Caritas nicht nur psychiatrisch erkrankte Menschen im Betreuten Einzelwohnen, sondern auch Menschen mit einer Suchterkrankung oder Doppeldiagnose. 12 Fachkräfte, größtenteils in Teilzeit, arbeiten intensiv mit den einzelnen Menschen, unterstützen diese in ihrem Alltagsleben und schenken ein Stück Lebensqualität - nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren Angehörige und das weitere Lebensumfeld.