Aiglsbach. Traditionell beginnt mit dem Abend vor dem 1. Mai die Walpurgisnacht - in Bayern auch bekannt als "Freinacht". Wenn es dunkel wird, wird allerlei Schabernack getrieben, Gartentürchen ausgehängt oder Gegenstände aus Vorgärten entwendet und an anderen Orten wieder abgestellt. Und wer das Glück auf seiner Seite hat, findet auch einen schlecht bewachten Maibaum.
An diese alte Tradition wurden auch die Nutzer*innen des Caritas Angebots "Wohnen Plus" am Morgen des 1. Mai erinnert. Denn das blau-weiße Bäumchen war nicht mehr auffindbar, obwohl Andrea Kraus, stellvertretende Leitung, noch zu Wache ermahnt hatte. "Es war ja schließlich auch eine rechte Arbeit, die Schilder neu zu bemalen", erklärt sie mit einem Schmunzeln. Da hätte man am Sonntag dann den umgangssprachlichen "Dreck im Schachterl" gehabt.
Geplant hatte das Team von Wohnen Plus, ein Wohnangebot für chronisch suchtkranke Menschen, ein gemütliches Maifest mit Mittagessen vom Grill. Mit dem Sonnenaufgang trat jedoch der schlimmste Fall ein: Das entscheidende Utensil fehlte. Der Maibaum war weg und die Gesichter lang. "Wir haben es erst einmal mit Humor gesehen", berichtet Kraus weiter und ergänzt: "Immerhin die Grillwürstel waren noch da."
Im Laufe des Vormittags passierte aber dann doch noch das Unvermeidliche: Die Auslöse wurde gefordert und letztlich auch abgesegnet, der Maibaum zurückgebracht und die Würste gegrillt. Der Dieb konnte dem Aufstellen des Baums jedoch ebenso wenig wie dem Grillfest beiwohnen - er musste sich noch um andere Maibäume der Hallertau kümmern. Der Spaß, Wohnen Plus den Baum zu stehlen, sei es ihm aber allemal wert gewesen.
"Traditioneller kann man den 1. Mai wohl nicht feiern", fasst es auch Michael Pflügl, Leiter von Wohnen Plus, zusammen und bringt es - auf gut bayerisch - auf den Punkt: "Schee war’s.