Nächstenliebe, Mitgefühl, viele persönliche positive, aber auch weniger schöne Eindrücke bewegten die 46jährige Oksana Kowalski zur generalistischen Pflegeausbildung bei der Caritas-Sozialstation in Bad Abbach. Nun möchte man denken, dass Kowalski mit Mitte 40 nicht gerade die typische Azubine ist. Doch im Berufsfeld der Pflege beginnt die Motivation für genau diesen Bereich oft erst im fortgeschrittenen Alter. Best-Ager sind bei der Caritas Kelheim ganz normal und - ja - willkommen. Vielen wird erst mit steigender Lebenserfahrung bewusst, dass es sich lohnt, für alte oder kranke Menschen da zu sein.
Mit vier Ausbildungsplätzen startete die Caritas Kelheim heuer erstmalig ihre Aufgabe als Ausbildungsbetrieb. Dabei sind zwei Lehrlinge in der Sozialstation Kelheim, eine Auszubildende in der Sozialstation Bad Abbach und eine angehende Pflegefachfrau in der Riedenburger Sozialstation als Umschülerin. Neu ist seit diesem Ausbildungsjahr auch die bundesweite Installierung der generalistischen Pflegeausbildung, welche ermöglicht, in folgenden Bereichen tätig zu werden: Krankenhaus, Pflegeeinrichtung, ambulanter Pflegedienst, psychiatrische Pflege und die Versorgung von Kindern und Jugendlichen.
Es ist zwar möglich sich bei der dreijährigen Ausbildung für einen Bereich zu spezialisieren, aber genauso ist es auch möglich, später leicht in einen anderen zu wechseln. Mit dem Gesetz zur Reform der Pflegeberufe wurde 2020 der Grundstein für eine qualitativ hochwertige Pflegeausbildung für die Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege gelegt. Bisher waren diese drei Disziplinen getrennt. Die Schulbildung besteht aus Theorie wie auch praktischen Inhalten, die Praxis erfolgt bei einer Ausbildungseinrichtung wie die Caritas Kelheim. Für Ramona Wimmer, die ihre Ausbildung bei der Caritas-Sozialstation Kelheim absolviert, steht jedoch felsenfest: "Ich werde mich für den ambulanten Dienst entscheiden. Ich bin mit der Einrichtung (Caritas Kelheim) absolut zufrieden!" Die 26 Jahre alte ausgebildete Friseurin liebt den Beruf: "Ich strahle seit Wochen, mir geht es persönlich sehr gut."
Die EU-weite anerkannte Ausbildung zur Pflegefachkraft ist der Einstieg in einen Job mit Zukunft, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steigt unaufhörlich. Doch nicht nur die gute finanzielle Aussicht und Jobsicherheit sollen ausschlaggebend für die Wahl des Pflegeberufes sein, denn gelebte Nächstenliebe und Menschlichkeit stehen ganz oben beim christlichen Arbeitgeber. Für Oksana Kowalski ist das nichts Neues. Fünf Jahre pflegte sie ihre Mutter und möchte alten Menschen helfen. Auch ein sehr inniges Erlebnis hat Kowalski in ihrer Entscheidung bestärkt. Damals hielt sie einer Patientin, welche im Sterben lag, die Hand. In den Augen der alten Frau habe sie gelesen, "sie braucht meine Unterstützung". Kowalski nennt diese Erfahrung tragisch, aber sie freue sich, wenn die Alten und Kranken zufrieden sind.
Mit dem Pflegeberufegesetz sind nach langer Erwartung die Ausbildungsbedingungen verbessert: Schulgeldfreiheit, die Sicherstellung des Anspruchs auf eine angemessene Ausbildungsvergütung und erstmals eine verbindliche sowie langfristige Regelung zur vollständigen Finanzierung der Ausbildungskosten bei Umschulungsmaßnahmen. Die Ausbildung kann sogar in Teilzeit angetreten werden, so ist auch ein weiterführendes Studium möglich. Pflegeschulen, von denen auch die Caritas-Auszubildende Margit Bauer eine besucht, gibt es einige im Umfeld. Bauer ist bereits seit fünf Jahren als Hauswirtschaftskraft in der Caritas-Sozialstation Kelheim tätig. Eher zufällig landete sie dort: die Arbeit war gut mit dem Privatleben zu managen, denn ihr Sohn war im Schulalter.
Bauer, heute 46 Jahre alt, spricht von der Caritas als "Toparbeitgeber". Besonders ein Erlebnis ist ausschlaggebend für ihr positives Urteil. Als ihr Sohn schwerer krank wurde hieß es: "Stopp, du kümmerst dich jetzt erst mal um dein Kind und dann schauen wir weiter." Diese Eigenschaft der Pflegedienstleitung bedeutete Bauer sehr viel. Sie sorgte für ihren Sohn so lange es nötig war und stieß dann wieder zur Ambulanten Pflege der Caritas Kelheim. Auch das eigenständige und vertrauensvolle Arbeiten im Selfmanagement lobt die 46jährige, deren Nahziel es ist, die Ausbildung zu schaffen. Als längerfristiges Ziel möchte sie jedoch gerne ihr angeeignetes Wissen an junge Azubis weitergeben. Auf die Frage hin, ob sie ein besonders schönes Erlebnis in den letzten fünf Jahren bei der Caritas Kelheim erfahren durfte, antwortete Bauer: "Es hat so viele schöne Momente gegeben. Da muss nicht immer was Großartiges passieren."
Pflegeausbildung
Mehr als Pflege, ein Herzenswerk
Erschienen am:
16.10.2020
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