Caritas-Pressedienst Nr. 16/11 vom 18.04.2011
In einem Modellprojekt des Landescaritasverbandes Bayern und des Caritasverbandes Kelheim wurde erstmals ein regionaler Armutsbericht erstellt. Fazit ist, dass für junge Erwachsene und Alleinerziehende in der Armutsprävention mehr getan werden muss .
Sozial- und Armutsberichte vom Bund und den Ländern weisen in der Regel kaum Daten für die Landkreise und Kommunen aus. Sie werden deshalb von der Kommunalpolitik kaum beachtet und Armut spielt in der lokalen Sozialpolitik nur eine untergeordnete Rolle. Dem wollte der Caritasverband Kelheim entgegen wirken. Es gibt nämlich, allerdings verstreut im Internet, viele armutsbezogenen regionalen und lokalen Daten, man muss sie nur finden.
Im April 2010 begann eine Studentin der Politikwissenschaft beim Landescaritasverband mit der Arbeit am regionalen Armutsbericht für den Landkreis Kelheim. Der Armutsbericht wurde beispielhaft für Kelheim erstellt und dient als Muster für weitere Landkreise in Bayern.
Die Armutsberichterstattung ist die Basis für eine effektive und nachhaltige regionale Politik gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Deshalb war das Sozialforum des Landkreises mit einer eigenen Arbeitsgruppe einbezogen und hat die daraus abzuleitenden Handlungsstrategien formuliert. Der Bericht wurde im Februar 2011 vom Sozialforum beschlossen und dem Kreisausschuss vorgelegt. Derzeit wird über die Umsetzung beraten. Mit dem Armutsbericht soll die Entwicklung einer mittelfristigen lokalen Strategie zur Armutsbekämpfung erreicht werden. Alle Akteure wie Politik, soziale Einrichtungen, ARGE sollen eingebunden werden und der Armutsbericht soll regelmäßig fortgeschrieben werden.
Fazit des Armutsberichts im Landkreis
Die Kluft im Einkommen zwischen Arm und Reich wird stetig größer. Das Verfügbare Einkommen ist geringer als im bayerischen Durchschnitt.
Im Landkreis Kelheim steigt die Zahl der:
- geringfügig entlohnten Beschäftigten
- erwerbsfähigen Hilfebedürftigen über 55 Jahre und Alleinerziehende
- Bedarfsgemeinschaften mit Kindern
- Vor allem die Situation der unter 25-Jährigen ist im Landkreis Kelheim schlechter als vergleichsweise in Bayern. Mehr Jugendliche unter 25 sind arbeitslos oder Empfänger von Sozialhilfe.
- Im Landkreis Kelheim gibt es zu viele Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss.
- Der Durchschnitt der Renten liegt im Landkreis, vor allem bei den Frauen, deutlich niedriger als im bayerischen Durchschnitt.
Handlungsstrategien
Das Sozialforum im Landkreis Kelheim hat aufgrund des Armutsberichtes Zielgruppen benannt, für die eine präventive Handlungsstrategie zur Bekämpfung der Armut, ihrer Ursachen und ihrer Folgen entwickelt und umgesetzt werden soll:
- Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre
- alleinerziehende Mütter und Väter
- Senioren
- Behinderte Menschen
In einer ersten Stufe sollen für die Zielgruppen Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre und allein erziehende Mütter und Väter Handlungsstrategien erarbeitet und umgesetzt werden.
Für die Zielgruppe der Senioren wird die Seniorenbeauftragte des Landkreises beauftragt, das vorhandene seniorenpolitische Konzept auf Armutsaspekte zu überprüfen und Handlungsvorschläge auszuarbeiten.
Die Arbeitsgruppe Inklusion des Sozialforums wird beauftragt, eine künftige Handlungsstrategie für behinderte Menschen zu erarbeiten.
Der Armutsbericht steht als Download auf der Internetseite des Caritasverbandes Kelheim zur Verfügung: www.caritas-kelheim.de